Die AHF-Mitteilungen sind ein Forum für aktuelle Forschungsberichte und Mitteilungen über interessante Befunde, Datierungen usw. aus den Reihen der AHF-Mitglieder.
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DorfModerne II. Bauten der ländlichen Infrastruktur 1950-1980.
Fünfte Tagung des Verbundes „Von der Nissenhütte bis zum QUELLE-Fertighaus"
Alltagsleben im ländlichen Raum nach 1945“ der Freilichtmuseen am Kiekeberg, in Kommern und in Bad Windsheim vom 5.-7.11.2023 im LVR-Freilichtmuseum Kommern
Für den 1970 nach Entwürfen des Architekten Wolfgang Fuchs (München) erfolgten Neubau des Gemeindehauses der ev. St. Kilianskirche in Markt Erlbach (Mittelfranken) musste die Pfarrscheune aus dem 18. Jh. weichen.
Nachdem sich die ersten Tagungen des Verbundes den Notunterkünften der Kriegs- und Nachkriegszeit, dem Fertighausbau und den Siedlungsbauten der Nachkriegszeit widmeten, lag der Schwerpunkt
dieser Tagung auf den Bauten der ländlichen Infrastruktur.
Gesellschaftliche und technische Transformationsprozesse prägen und verändern nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs den ländlichen Raum. Durch die sich globalisierenden Tendenzen in Handel und
Gewerbe mit den einhergehenden Entwicklungen im Bereich der Mobilität durch Ausbau der Straßen- und Schienennetze rücken die Menschen auf dem Dorf näher an die urbanen Räume heran. Mit dem
landwirtschaftlichen Strukturwandel boomen die Genossenschaften. Gleichzeitig vergrößern sich mit den Anforderungen der Zeit die Betriebe wie Molkereien – neue Technologien halten Einzug. Im
privaten Bereich sind die entstehenden Gemeindezentren Zeichen des dörflichen Gemeinschaftsgefühls, während sich die Jugend in den Jugendzentren, im Kino oder auf den Sportplätzen trifft. Der
wirtschaftliche Aufschwung zeigt sich ebenfalls in neuen Angeboten im Fremdenverkehr. Zahlreiche Landgasthöfe und Fremdenzimmer ziehen die Menschen auf das Land. Aus dem Urlaub im Ausland
verschickt man Postkarten, die nicht zuletzt dank neu geschaffener Postfilialen daheim ankommen.
Die Tagung widmete sich verschiedenen Schwerpunkten: Im Panel „Gemeinschaft“ standen die kirchlichen und kommunalen Gemeindezentren im Mittelpunkt, es folgten die Panels zu den Wandlungsprozessen
bei den Bauten für den Tourismus und zur medizinischen Versorgung im ländlichen Raum. Im Panel „Militär“ ging es um die Infrastruktur für den kalten Krieg. Der zweite Tagungstag begann mit der
Mobilität auf Straße und Schiene, gefolgt vom Panel „Landwirtschaft“ mit Genossenschaftsbauten, Mühlen und Molkereien. Den Abschluss machte das Panel „Kommunikation und Freizeit“ rund um die
Themen Feuerwehr, Post, Kino und Sportplätze.
Die fünfte Tagung des Verbundes knüpfte an die vorangegangene Tagung DorfModerne I im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim an und bildet gleichzeitig die Brücke zur folgenden Tagung
DorfModerne III, die vom 27. bis 29. Oktober 2024 im Freilichtmuseum am Kiekeberg stattfinden soll. Die Beiträge dieser drei Tagungen verdeutlichen, wie infrastrukturelle, gesellschaftliche und
gewerbliche Entwicklungen Kulturlandschaft, Siedlungsstrukturen und Architektur im ländlichen Raum nach 1950 prägten und veränderten.
Ein Tagungsband soll im Herbst 2024 vorliegen.
Carsten Vorwig, Kommern
- Februar 2024, AHF Mitteilungsblatt Nr. 103 -
Alfred Lichtenschopf, Waidhofen/Ybbs
Balkenbohlendecken gibt es, seit es Häuser in Holzbauweise gibt. Eine spezielle Art tritt in einigen Bundesländern Österreichs seit dem Mittelalter auf (Grabner und Buchinger). Es sind die
Balkennbohlendecken, die mit Kerbschnitzarbeiten, Jahreszahlen und Buchstaben verziert sind. Bisher gibt es keine systematische Untersuchung über dieses Thema. In dieser Studie soll das Auftreten
dieser Phänomene auf den Balkenbohlendecken, ihre Lokalisation und ihre mögliche Bedeutung untersucht werden. Die Untersuchung umfasst die Häuser der alten Eisenstadt Waidhofen an der Ybbs bis
1900.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Kunst der Balkenbohlenecken von 1465 an über etwas mehr als 250 Jahre gepflegt wurde. Es konnten zehn verschiedene Kerbschnitzmuster identifiziert werden. Die
Buchstaben konnten bei zehn Decken den Initialen des damaligen Hausbesitzers zugeordnet werden. Der Zeithorizont der Decken umfasst die Spätgotik, die Renaissance und den Frühbarock. Keines der
zehn Kerbschnitzmuster lässt sich eine dieser Perioden zuordnen. Die Kunst der Kerbschnitzarbeit der Balkenbohlendecken bildet demnach eine eigene Stilsprache.
Einführung
Waidhofen an der Ybbs ist eine alte Stadt in Niederösterreich. Sie wurde im Mittelalter gegründet (1186 erste Erwähnung, nach Peter Maier). Sie war über Jahrhunderte eine Stadt, die von der
Eisenverarbeitung und dem Provianthandel mit dem nahe gelegenen Erzberg lebte. Die Klingen- und später die Sensenerzeugung brachte ihr eine europäische Bedeutung und war für lange Zeit für den
Wohlstand dieser Stadt verantwortlich. Diesen Wohlstand zeigen noch heute die Fassaden ihrer Häuser. Die Bausubstanz der Häuser reicht bis ins Mittelalter zurück. Von der früheren
Innenausstattung dieser Häuser sind nur mehr einige Decke erhalten geblieben.
Nur wenige alte Balkenbohlendecken wurden bisher dokumentiert (Dehio). Sie sind in dieser Region auch deshalb von besonderem Interesse, weil sie auf ihren Balken Kerbschnitzarbeiten, Buchstaben
und Jahreszahlen tragen. Diese sind bisher noch nicht systematisch untersucht worden. Neuere Arbeiten aus den letzten vier Jahrzehnten sind nicht bekannt. 1977 ist mit dem Titel „Decke in
Oberösterreich“ von Berta Sarne die einzige Monographie über Balkenbohlendecken in unserem Raum erschienen. Die Holzbalkendecken und ihre Verzierungen wurden bisher nur im Zusammenhang mit der
kunsthistorischen Beschreibung der Gebäude, in denen sie sich befinden, erwähnt.
Die wichtigsten Teile einer Balkenbohlendecke bestehen aus dem Unterzug, der für die Tragfähigkeit der Gesamtdecke von ausschlaggebender Bedeutung ist, den querliegende Deckenbalken, die
fallweise den ganzen Raum überspannen, meist aber nur bis zur Mitte reichen, wo sie auf dem Unterzug aufliegen und den Bohlen, die den Raum zwischen den Deckenbalken nach oben abschließen.
Die Zahl der Häuser, die für diese Untersuchung in Frage gekommen sind, bezieht sich auf den Altbestand von Waidhofen Innere Stadt, den beiden Vorstädten Wasservorstadt und Vorstadtleithen und
dem Stadtteil Zell an der Ybbs.
Die Zahl dieser Häuser betrug um 1870 (nach Theodor Zelinka):
Waidhofen, Innere Stadt: 150
Wasservorstadt: 169
Vorstadtleithen: 116
Zell an der Ybbs: 114
Insgesamt: 549
Fragestellungen
Der Untersuchung liegen die folgenden Fragestellungen zugrunde: Wie viele Balkenbohlendecken vor 1900 lassen sich in Waidhofen an der Ybbs dokumentieren? Wie viele davon tragen eine Jahreszahl,
wo ist diese lokalisiert und in welchem zeitlichen Rahmen treten diese Balkenbohlendecken auf? Wie viele Decken mit Buchstaben lassen sich identifizieren und wo sind sie lokalisiert? Welche
Bedeutung haben sie?
Auf wie vielen Decken lassen sich Kerbschnitzarbeiten finden? Welche verschiedenen Muster können differenziert werden, wo sind diese lokalisiert? Kann man eine stilistische Entwicklung der
Kerbschnitzarbeiten feststellen? Lassen sich über die oben gestellten Fragen hinaus Besonderheiten feststellen?
Material und Methoden
Auffindung der Decken
Als erste Quelle für die Recherche diente der Kunstführer Dehio. Etwa ein Drittel der in dieser Arbeit gefundenen Balkenbohlendecken sind in diesem erwähnt. In Waidhofen Innere Stadt wurde jedes
Haus einzeln untersucht. Darüber hinaus haben Nachbarn, Kollegen aus dem Musealverein und speziell Interessierte viele wichtige Tipps gegeben.
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Datenermittlung
Die Balkenbohlendecken wurden fotografiert, mit einem Laser wurden Breite und Länge der Decken vermessen. Bei den Unterzügem wurden Breite und Höhe (auf der Unterseite des Balkens) bestimmt. Jede
Decke wurde in ihrer Gesamtheit fotografisch festgehalten, alle Teile einer Decke wurden einzeln fotografiert. Jede Kerbschnitzarbeit wurde fotografiert und einzeln tabellarisch
festgehalten.
Von den derzeitigen Besitzern beziehungsweise Bewohnern der Häuser wurden historische Daten über eventuelle Umbauten, Restaurierungen der Decken und weitere Details aufgenommen. Alle Buchstaben
und Jahreszahlen wurden dokumentiert. Im Waidhofner Grundbuch wurden so weit als möglich die Besitzer der Häuser identifiziert und wenn möglich, die Buchstaben den Initialen der damaligen
Besitzer zugeordnet. Das Waidhofner Grundbuch reicht in vielen Fällen bis ins Jahr 1648 zurück, fallweise auch noch etwas darüber hinaus.
Ergebnisse
Es konnten in Waidhofen 100 Decken in 73 Häusern gefunden und dokumentiert werden. In einem Haus befinden sich fünf Decken, in vier Häusern je drei und in fünfzehn Häusern je zwei Decken. Auf 75
Decken wurde eine Jahreszahl eingeschnitzt. Die Jahreszahlen finden sich nur am Unterzug, nie auf den Deckenbalken. Die Jahreszahl ist immer prominent in der Mitte des Unterzugs angebracht. Bis
auf zwei Ausnahmen aus dem 16. Jahrhundert steht die Jahreszahl immer auf der Seitenfläche des Unterzugs. Die älteste Decke stammt aus dem Jahr 1465, die jüngste von 1743.
Auf 27 Decken wurden Buchstaben gefunden, auf drei Decken sieht man einen vollständigen Familiennamen. Die Buchstaben sind ausnahmslos in der Mitte des Unterzugs auf einer der beiden
Seitenflächen angebracht. Bei zehn Decken konnten die Buchstaben den Initialen des jeweiligen Hausbesitzers zur Zeit der Anfertigung der Decke zugeordnet werden. Bei 88 Decken finden sich am
Unterzug Kerbschnitzarbeiten, 49 mal auch auf den Deckenbalken. In elf Fällen waren die Deckenbalken nicht einsehbar.
Abbildungen 2 bis 6 (© A. Lichtenschopf)
Der Sechsstern (Abb. 2) ist auf elf Decken zu sehen, im Zeitraum von 1465 bis 1634. Er ist nur auf dem Unterzug lokalisiert. Der Siebenstern (Abb. 3) findet sich auf 22 Decken von 1465 bis 1650. Den Vielstern (Abb. 4) sieht man auf vier Decken von 1599 bis 1650 jeweils nur auf dem Unterzug. Die Rosette (Abb. 5) kommt 22 mal vor, von 1612 bis 1743, aber nur am Unterzug. Die Wirbelrosette (Abb. 6) ist auf 24 Decken von 1527 bis 1721 vertreten. Sie am Unterzug und auch an den Deckenbalken zu finden.
Der Wolfszahn (Abb. 7), eine Reihe von dreieckigen „Zähnen“, ist von 1465 bis 1743 auf 22 Unterzügen und 14 Deckenbalken geschnitzt.
Der Hirschtritt (Abb. 8), ein Motiv, das an gereihte Wildtierklauen erinnert, ist nur viermal auf dem Unterzug zu finden.
Die Palmette (Abb. 9) findet sich 21 mal auf dem Unterzug und 17 mal auf Deckenbalken von 1599 bis 1743.
Abgrenzungsbänder
Dreiecksbänder sind auf zwölf Unterzügen und 13 Deckenbalken von 1612 bis 1652 zu sehen, Rundkerbenbänder finden sich in gleicher Verteilung von 1612 bis 1652. Die Varianten reichen von zwei- und
dreireihigen bis zu fünfreihigen Bändern. Das Würfelmuster sieht man nur bei fünf Decken des 17. Jahrhunderts auf dem Unterzug.
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Besonderheiten
Als Besonderheit fand sich eine Decke mit vollständiger Bemalung mit mindestens zwei Farbschichten. Einne genaue kunsthistorische Einordnung steht noch aus. Diese Decke zeigt keine
Kerbschnitzarbeiten, war also wahrscheinlich von Anfang an für eine Bemalung vorgesehen. Diese Decke konnte dendrochronologisch auf 1515 datiert werden. Bei einer Decke mit der Jahreszahl 1623
und umfangreicher Palmettenverzierung auf Unterzug und Deckenbalken sind zwei Sprüche aus der Lutherbibel und ein Psalm eingeschnitzt. Keine andere Decke weist über Jahreszahlen und Initialen
hinaus ähnliche Inschriften auf.
Diskussion
In dieser Untersuchung konnte in Waidhofen an der Ybbs die erstaunliche Zahl von 100 Balkenbohlendecken dokumentiert werden. 75 Prozent der Decken sind mit einer Jahreszahl datiert, sie
entstanden zwischen 1465 und 1743. Der Großteil der Decken stammt aus dem 17. Jahrhundert. Auf etwa einem Viertel der Decken sind Buchstaben eingeschnitzt, in zehn Fällen konnten sie als
Initialen des damaligen Hausbesitzers identifiziert werden. Die Jahreszahlen und Buchstaben befinden sich ausnahmslos in der Mitte des Unterzuges. Bis auf zwei frühe Ausnahmen aus dem 16.
Jahrhundert (Unterseiten des Unterzuges) sind sie an den Seiten eingeschnitzt.
Auf 88 Decken finden sich Kerbschnitzarbeiten. Es können zehn verschiedene Muster unterschieden werden. Hauptträger der Schnitzereien ist der Unterzug: Sechs- und Vielsterne, Rosetten und
Taustäbe kommen nur an dieser Stelle vor. Wolfszähne, Wirbelrosetten, Abgrenzungsbänder und Palmetten finden sich dagegen auf dem Unterzug und den Deckenbalken. Die zeitliche Verteilung der
verschiedenen Motive ermöglicht eine stilkritische Zuordnung. Zu den ältesten Mustern gehören Wolfszahn, Sechs- und Siebenstern und die Wirbelrosette. Sie treten schon an den ältesten Decken des
16. Jahrhunderts auf. Abgrenzungsbänder, Rosetten, Palmetten, Vielsterne und Taustäbe kommen um 1600 hinzu.
Schlussfolgerungen
In Waidhofen an der Ybbs sind noch 100 historischen Balkenbohlendecken aus etwas mehr als 250 Jahren, von 1465 bis 1743, erhalten. Mit dem Barock war die Zeit der sichtbaren
Balkenbohlendecken schlagartig vorbei. Die Besonderheit dieser Decken sind die Kerbschnitzarbeiten, eingeschnitzte Buchstaben und Jahreszahlen. Von insgesamt zehn Kerbschnitzmustern sind
Wolfszahn, Sechs- und Siebenstern sowie Wirbelrosette über die gesamte Periode vertreten. Abschlussbänder und Motive wie Rosette, Palmette, Vielstern und Taustab treten erst ab 1600 auf. Damit
lässt sich eine stilistische Entwicklung beschreiben. Die Kerbschnitzarbeiten erstrecken sich über eine Zeitspanne, in der in anderen Kunstsparten die Spätgotik, die Renaissance und der
Frühbarock die künstlerischen Ausdrucksformen bestimmten. Keines dieser zehn Kerbschnitzmuster lässt sich einer dieser Perioden sicher zuordnen. Die Kunst der Kerbschnitzarbeiten der
Balkenbohlendecken zeigt demnach eine eigenständige Stilsprache.
Einzelne Buchstaben konnten in zehn Fällen den Initialen der Hausbesitzer zur Entstehungszeit der Decken zugeordnet werden. Der Bedeutung der Jahreszahlen und Initialen entspricht ihre
Platzierung in der Mitte des Unterzuges an einer der beiden Seitenflächen, also an den am besten sichtbaren Stellen einer Balkenbohlendecke.
Die Kunst der Balkenbohlendecken in Österreich ist noch in weiten Bereichen unerfasst. Ihre wissenschaftliche Beschreibung kann helfen, eine Lücke in der bisherigen Forschung zu schließen.
Literatur
- Februar 2024, AHF Mitteilungsblatt Nr. 103 -
Robert Giersch, Nürnberg
Das TopoN-Projekt, das der Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg und das Nürnberger Stadtarchiv ins Leben gerufen haben, erstellt eine digitale Nürnberger Häusergeschichte, die den
althergebrachten Bearbeitungsschwerpunkt von Häuserbüchern hinter sich gelassen hat. Das Projekt begnügt sich nicht mit der üblichen Darstellung der Besitzgeschichte, sondern dokumentiert vor
allem die baugeschichtlichen Stationen der Nürnberger Altstadthäuser. Auf der Basis der Typoskripte des Historikers Karl Kohn (†), der über einen langen Zeitraum besitzgeschichtliche Fundstellen
zu den Anwesen der inneren (innerhalb der ersten Stadtbefestigung) Sebalder und Lorenzer Altstadt mit dem Schwer-punkt 15./16. und frühes 17. Jahrhundert zusammengetragen hat, wurden zunächst
Ergänzungen für die Zeit bis 1945 gesammelt. 2020 hob man TopoN schließlich auf eine neue Bearbeitungsebene, um letztendlich ein Grundlagenwerk zu schaffen, das auch baugeschichtliche
Informationen bereithält. Seither entsteht ein reicher Fundus für bau-, kunst- und städtebaugeschichtliche sowie denkmalpflegerische Forschungen. So können nun nicht nur städtebauliche
Entwicklungen über einen langen Zeitraum aufgezeigt, sondern auch wesentliche historische Bauprojekte im historischen Stadtbild verortet werden.
Darüber hinaus werden dank erweiterter besitz- und nutzungsgeschichtlicher Informationen sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Fragestellungen bedient. Immerhin zählte die Reichsstadt über
Jahrhunderte hinweg zu den großen Wirtschaftsmetropolen Mitteleuropas, wo sich bereits im Mittelalter international tätige Unternehmer und hochqualifizierte Handwerker und Kunsthandwerker
niedergelassen hatten.
Natürlich kann dieser breite Anspruch aus einer außergewöhnlich guten Archivlage schöpfen: Die überdurchschnittliche Überlieferung reicht im Wesentlichen von den Akten des reichsstädtischen
Bauamtes vor allem des 16. bis 18. Jahrhunderts über die Baueingaberisse des frühen 19. Jahrhunderts bis zu den Bauakten des städtischen Hochbauamtes, die bis zum Stichjahr 1945 ausgewertet
werden. Hinzu kommt die Sichtung und Einarbeitung baugeschichtlicher Dokumente aus den Nachlässen alter Nürnberger Familien, nicht nur des Patriziats, sondern nicht selten auch aus der Kaufmanns-
und Handwerkerschaft. Darüber hinaus stehen zahlreiche Studentenarbeiten der Nürnberger Bauschule, der späteren Fachhochschule, vor allem aus dem frühen 20. Jahrhundert ebenso zur Verfügung wie
die Bauaufnahmen früher denkmalpflegerisch interessierter Bausachverständiger, z. B. von Leonhard Häffner und Konrad Böllinger.
Die historischen Bau- und Lagepläne werden ergänzt durch den reichen Schatz historischer Ansichten, wobei hier der nicht immer stimmige Prospekt des Hieronymus Braun von 1608, die Stiche von
Johann Alexander Boener und Johann Adam Delsenbach aus dem frühen 18. Jahrhundert und vor allem die zuverlässigen, zum Teil kolorierten Zeichnungen der Gebrüder Wilder aus dem frühen 19.
Jahrhundert herausgestellt werden sollen. Letztendlich darf sich Nürnberg auch großartiger Fotosammlungen erfreuen: So beginnt die lichtbildnerische Überlieferung der Altstadt bereits in den
Jahren nach 1855, großenteils von professioneller Qualität. Baugeschichtlich von großem Wert für die Zeit von 1855 bis 1945 sind die Aufnahmen von Ferdinand Schmidt, das Fotoarchiv des
Hochbauamtes, die Aufnahmen des Konservators Fritz Traugott Schulz und des Hobbyfotografen und Architekten Friedrich August Nagel.
Angesichts der ungeheuren Archivalienmenge hätte eine gedruckte Dokumentation nur einen Bruchteil des grafischen Materials aufnehmen können. Nur eine digitale Veröffentlichung mit Hilfe einer
Webanwendung kann die Nürnberger Häusergeschichte daher angemessen präsentieren. Dabei muss das Vorhaben nicht mit allen Stadtvierteln abgeschlossen sein, sondern kann als „ongoing project“
schrittweise online gestellt werden. Das TopoN-Projekt startete die baugeschichtliche Erweiterung 2020 mit der Bearbeitung durch die Kunsthistorikerin Christiane Stöckert und den Bau- und
Wirtschaftshistoriker Robert Giersch. Im Juni 2020 löste der Kunsthistoriker Dr. Felix Schönrock Frau Stöckert ab. Bis 2022 konnte weitgehend das große Barfüßerviertel der Lorenzer Altstadt
abgeschlossen werden. Es umfasst 173 Liegenschaften in zehn Häuserblöcken nordöstlich, östlich und südöstlich der Stadtpfarrkirche St. Lorenz.
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Das Barfüßerviertel muss hinsichtlich städtebaulicher und sozialtopographischer Strukturen als ausgesprochen heterogen charakterisiert werden. Hier fanden sich sowohl mittelalterliche
Geschlechtersitze, prunkvolle Häuser des neuzeitlichen Patriziats und schwerreicher Fernhändler als auch landes- wie stadtgeschichtlich bedeutende Anwesen wie das ehemalige Franziskanerkloster,
die Niederlassungen der Klöster Heilsbronn und Seligenporten sowie der mittelalterliche Stadtsitz der Grafen von Nassau. Darüber hinaus sind hier bemerkenswerte Konzentrationen zu verzeichnen,
beispielsweise die Handwerkerhäuser am unteren und oberen Bergauerplatz sowie an der Nonnengasse oder die zahlreichen ehemaligen Benefiziatenhäuser der Pfründe- bzw. Altarstiftungen. An den
frequentierten Verkehrsachsen reihten sich neben den Anwesen der Großkaufleute Wirtshäuser und Hufschmieden.
Um die wesentlichen stadt- und städtebaugeschichtlichen Strukturen an der bedeutenden Stadterschließung vom Frauentor in Richtung Hauptmarkt baldmöglichst erkennbar werden zu lassen, wurde die
Bearbeitung 2022 und 2023 mit den östlichen Blöcken des Karthäuser- und Frauenbrüderviertels fortgesetzt. Anfang 2024 werden daher alle Quartiere um die zentrale Lorenzkirche mit ihren
Liegenschaften erfasst sein.
Die Breite der Überlieferung soll hier an einigen Beispielen deutlich gemacht werden. Wir wollen dabei die im TopoN-Projekt als Häuserblock 1 des Barfüßerviertels bezeichnete Gebäudegruppe, wo
einst auch die erste Hausnummernzählung begann, herausstellen. Die gegen Ende des 18. Jahrhunderts im Grunde für die Einquartierung französischer Truppen vorgenommene Erstellung von Hausnummern
begann in der Lorenzer Altstadt unmittelbar an der Pegnitz, und zwar mit den Anwesen Lorenz 1 bis Lorenz 6. Diese Liegenschaften lagen prominent zwischen zwei wichtigen Brücken über die Pegnitz,
der Fleischbrücke und der Museumsbrücke, die seinerzeit noch nach dem unmittelbar östlich benachbarten ehemaligen Franziskanerkloster Barfüßerbrücke genannt wurde.
Dieser erste Häuserblock im Barfüßerviertel wies im Gegensatz zu anderen Quartieren eine homogenere Nutzungsstruktur auf: Hier hatten sich bereits im 14. Jahrhundert wohlhabende Kaufleute, meist
Angehörige ratsfähiger Geschlechter, niedergelassen. Dass diese nun lukrativen Fernhandel treibenden Familien nicht selten von ritterbürtigen Ministerialengeschlechtern abstammten, die spätestens
in den Krisenjahrzehnten um 1300 das Nürnberger Bürgerrecht angenommen hatten, wird bereits beim Haus Lorenz 1, später An der Fleischbrücke 1 (im TopoN-Projekt B 1/1), unmittelbar an der
Fleischbrücke gelegen, deutlich. Das Domus Plessing war in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts Wohnhaus eines Geschlechts, das noch wenige Jahrzehnte zuvor zur Gefolgschaft der Edelfreien von
Schlüsselberg gezählt hatte. Knapp zwei Jahrhunderte später, das Gebäude gehörte nun einer Familie Ringmacher, erlitt es in den Jahren um 1596/97 größere statische Schäden. Damals begann der
Neubau der Fleischbrücke, wozu man unmittelbar vor dem Haus Pfähle für die Widerlager in den labilen Baugrund rammte. Stadtbaumeister Wolf Jakob Stromer kümmerte sich 1598 persönlich um das
Malheur und erarbeitete einen Instandsetzungsvorschlag, zu dem auch ein bis heute erhaltener Bauriss angelegt wurde (Abb. 1). Die Zeichnung zeigt deutlich das von Mauerwerksrissen geprägte
Schadensbild, eine erste provisorische Sicherung und als Entwurf einen massiven Pfeiler zur Unterfangung des geschädigten Gebäudes.
Ansicht von Nordwesten mit der mit rotem Stift eingezeichneten Rissbildung, der vorgeschlagenen Substruktion aus Werksteinen und der offenbar bereits bestehenden provisorischen Bölzung des Erdgeschosses (Randvermerk: „Sebald Ringmacher neben der Fleischpruckh sein pfeiller betreffendt 1598“. (Quelle: StadtAN B 1/II Nr. 275)
Am östlichen Ende des ersten Häuserblocks erstreckte sich bis 1945 das Viatishaus. Das im Auftrag des aus Venedig stammenden Großkaufmanns Bartholomäus Viatis um 1596 geschaffene prächtige Anwesen (Königstr. 2, vormals Lorenz 6) übertraf die Nachbarhäuser deutlich an Kubatur und Fassadenpracht. Besitzgeschichtliche Nachrichten weisen nach, dass es durch eine Vereinigung zweier älterer Liegenschaften entstanden war. Noch 1594, demnach kurz vor Baubeginn, hielt der Nürnberger Ratsherr und Freizeitkartograph Paulus Pfinzing die beiden Vorgängergebäude zeichnerisch fest.
Blick von Nordwesten auf das ehemals Ringmachersche Haus, mittlerweile ohne die nördlichen Laubengänge an der Pegnitz und mit einer Ladenfront von 1879, Aufnahme von Dr. Fritz Traugott Schulz von 1911. Im Hintergrund links eine der Turmgauben des ehem. Viatis‘schen Hauses, Königstr. 2. (Quelle: StadtAN A 48 Nr. Sc-21-41)
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Die Vermutung, dass der bis 1596 abgeschlossene Umbau im Grunde nur eine aufwendige Fassadenneugestaltung gewesen war, der die mittelalterlichen massiven Konstruktionen integriert hatte, wird schließlich durch einen Baueingabeplan von 1849 untermauert (Abb. 3).
Grundriss des Bestands im 1. Obergeschoss, im Dezember 1849 vom Maurermeister David Erhardt gezeichnet. Noch immer war das Viatishaus konstruktiv vom Vorgängergebäude mit schrägen Wandstellungen, der alten Kommunmauer und einer doppelten Erschließung geprägt. (Quelle: StadtAN C 20/V Nr. 5505, Bl. 35)
Hier erscheint deutlich die ehemalige Kommunmauer zwischen den Vorgängerbauten mit ihrem schrägen Verlauf und die noch vorhandene doppelte Erschließung durch zwei Treppenanlagen. Die einheitliche, symmetriebetonte Fassadengestaltung des renaissancezeitlichen Umbaus ließ die Binnenstruktur mit Innenhof, östlichem Seitenflügel (im Plan unten) und die alten, nun nördlich mit Laubengängen überformten Rückgebäude von außen nicht mehr erkennen. Leider war die prachtvolle Fassadenmalerei, die mit überlebensgroßen Figuren aus der antiken Mythologie beschrieben wurde, zu Beginn der fotografischen Überlieferung im späten 19. Jahrhundert nicht mehr zu erkennen (Abb. 4).
Früher Barfüßerbrücke, mit dem Viatishaus im Hintergrund links, Aufnahme von etwa 1880, möglicherweise von Ferdinand Schmidt. (StadtAN A 45 Nr. 25)
Querschnitt durch Vorder- und Mittelhaus, blau eingefärbt die massiven Umfassungsmauern und die Gewölbe des Turmhauses, gezeichnet 1884 von dem Architekten David Röhm. (Quelle: StadtAN C 20/V Nr. 2791, Bl. 14)
Städtische Bauakten überliefern nicht selten mittelalterliche Situationen, die sich noch im 19. Jahrhundert erhalten hatten. Es existieren sogar einige Bestandsdarstellungen, die vermuten lassen,
dass sich sogar späthochmittelalterliche Bauten in die Neuzeit gerettet hatten, nun jedoch dem Modernisierungseifer der Gründerjahre und letztendlich den Luftangriffen des 2. Weltkriegs zum Opfer
fielen. Ein recht anschauliches Beispiel findet sich ebenfalls in dem bereits vorgestellten Häuserblock 1, und zwar unmittelbar südlich des Ringmacherschen Hauses. In dem Anwesen An der
Fleischbrücke 3 (ehemals Lorenz 2, im TopoN-Projekt B1 /2) hatte sich im Hofraum ein sechsgeschossiges Mittelhaus erhalten, das einen annähernd quadratischen Grundriss und bei den unteren
Geschossen knapp unter 1 m dicke Umfassungswände besaß (Abb. 5). Nur das oberste, vermutlich deutlich jüngere Geschoss verfügte über recht dünne Außenwände. Die jeweilige Seitenlänge des Gebäudes
maß in etwa 7m.
Die beiden unteren Geschosse waren jeweils mit vierjochigen Kreuzgewölben und einem Mittelpfeiler ausgestattet. Auch wenn die Umbauten von 1884 und 1885 vor allem die Gewölbe und Teile der
Umfassung zerstörten, die Kubatur des Turmhauses blieb noch bis zum 2. Weltkrieg erhalten, wie ein Fassadenaufriss von 1933 beweist (Abb. 6).
Gezeichnet zur Planung eines Stadtmodells; ganz rechts das Viatishaus, links im Hintergrund das turmartige Mittelhaus des Anwesens An der Fleiscbbrücke 3. (StadtAN A 4/VII Nr. 2569)
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Das TopoN-Projekt lässt auch über die einzelnen Quartiere hinausgehende Phänomene erkennen: So wird beispielsweise bereits zum gegenwärtigen Stand deutlich, wie sehr die baulichen Anstrengungen
der Jahrzehnte um 1600 das Nürnberger Stadtbild bis 1945 geprägt hatten. Dabei hatte sich nicht nur bei Fassadengestaltungen, sondern auch bei Neubauten mit dem Nürnberger Stil eine lokale, sehr
konservative Variante der Renaisscance eingestellt. Er hielt noch an gotischen Elementen fest: Renaissancefassaden kamen nicht ohne Maßwerkreliefs, gotische Spitzhelme, Zinnen und dergleichen
aus. Sehr deutlich wird dies bei einem Bürgerhaus im östlichen Frauenbrüderviertel, Adlerstr. 25.
Zugleich eignet sich das Anwesen auch als Beispiel dafür, wie sehr man sich von der Vorstellung verabschieden muss, die mittelalterliche Noris sei erst in den Bombennächten der Kriegsjahre 1943
bis 1945 untergegangen. Die systematische Auswertung der städtischen Bauakten lässt unschwer nachvollziehen, wie sehr die Zerstörung mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Baukunst im späten 19.
Jahrhundert forciert und im frühen 20. Jahrhundert weit fortgeschritten war. Zu dieser Zeit waren bereits umfassend die prunkvollen Hallen in den Erdgeschossen zu Ladengeschäften umgebaut worden,
selbst kunstgeschichtlich wertvollste Bürgerhäuser fielen Wirtschaftsinteressen, vor allem für Bankneubauten in den Jahrzehnten um 1900, zum Opfer. So wurde auch das Anwesen Adlerstr. 25 (im
TopoN-Projekt F 6/8), 1599 von Hans Rieter von Kornburg erbaut, mit seinen herausragenden Fassaden, an der Straße im Nürnberger Stil und hofseitig kompromisslos nach italienischen Vorbildern,
1906 für einen Neubau der Deutschen Bank AG abgebrochen (Abb. 7).
Blick auf die prachtvolle, 1599 für Hans Rieter von Kornburg erbaute Hoffassade während der Abbrucharbeiten im April 1906 für den Neubau der Deutschen Bank AG, Aufnahme des städtischen Hochbauamtes. (Quelle: StadtAN A 38 Nr. C 66/4)
Vergleichbare Verluste können auch an anderer Stelle festgestellt werden. In den Gründerjahren gingen ein Stammhaus des Patriziergeschlechts Imhoff gegenüber der Lorenzkirche (Königstr. 26, K 1/1) mit beeindruckenden Behaimschen Werksteinarbeiten an den Hoffassaden, das mit einem barocken Festsaal mit Brentano-Stuckdecke ausgestattete Grundherr-Hertelsche Haus am Lorenzer Platz 14 (B 9/2) und das noch mittelalterliche Anwesen Adlerstr. 9 (F 5/19) mit einer grandiosen gotischen Hauskapelle verloren. Die Präsentation des TopoN-Projekts hält mit Bauplänen, Ansichten und Fotografien die Erinnerung auch an diese bereits früh verloren gegangenen Baudenkmäler fest.
Der Kreis Lippe ist bis heute geprägt durch seine weithin gut erhaltene, historisch gewachsene Siedlungsstruktur und durch seinen reichen Schatz an Wohn- und Wirtschaftsgebäuden aus mehr als fünf
Jahrhunderten. Beides sind wesentliche Gründe dafür, dass die Region für Bewohner wie für Besucher so attraktiv ist. Das LippeHäuserWiki will diesen Reichtum systematisch erschließen und
vermitteln.
Das LippeHäuserWiki ist ein digitales historisches Häuserbuch. Es soll die Haus- und Hofstätten im heutigen Kreis Lippe, die bis zum Jahr 1900 entstanden sind, mit Informationen zur jeweiligen
Siedlungs- und Baugeschichte sowie zur Besitzerfolge dokumentieren. Auch bekannte Bauwerke wie Kirchen, Burgen und Schlösser werden dabei berücksichtigt. Ein wesentliches Anliegen des
LippeHäuserWiki ist auch die Erfassung der historischen Inschriften Lippes, insbesondere an Häusern und auf Grabmälern.
Das LippeHäuserWiki ist ein digitales historisches Häuserbuch. Es soll die Haus- und Hofstätten im heutigen Kreis Lippe, die bis zum Jahr 1900 entstanden sind, mit Informationen zur jeweiligen
Siedlungs- und Baugeschichte sowie zur Besitzerfolge dokumentieren. Auch bekannte Bauwerke wie Kirchen, Burgen und Schlösser werden dabei berücksichtigt. Ein wesentliches Anliegen des
LippeHäuserWiki ist auch die Erfassung der historischen Inschriften Lippes, insbesondere an Häusern und auf Grabmälern.
Das LippeHäuserWiki unter <https://www.lippe-haeuser-wiki.de/> wird seit Juni 2023 von einer vierköpfigen Redaktion vorbereitet. Öffentlich zugänglich werden soll es im Frühjahr 2024. Ab
dann kann man auf erste Informationen zugreifen und sich auch zur ehrenamtlichen Mitarbeit anmelden. Denn das LippeHäuserWiki ist auf der Basis der MediaWiki-Software ein Mitmachprojekt für
Geschichtsinteressierte, die sich heimatkundlich, baugeschichtlich oder genealogisch für Lippe interessieren und gerne unter fachlicher Begleitung aktiv an der Forschung teilnehmen möchten. Dazu
sind auch Workshops zur Einführung geplant.
Projektträger sind der Naturwissenschaftliche und Historische Verein für das Land Lippe e.V. (NHV) und der Lippische Heimatbund (LHB). Das LippeHäuserWiki wird finanziell gefördert von der
Elbrächter-Stiftung. Zahlreiche Kooperationspartner unterstützen es inhaltlich. Bisher sind dies die Stadtarchive von Bad Salzuflen, Detmold, Lage und Lemgo sowie das Kreisarchiv Lippe, das
Landesarchiv NRW, Abt. Ostwestfalen-Lippe, die Lippische Landesbibliothek, das Lippische Landesmuseum und das LWL-Freilichtmuseum Detmold – Westfälisches Landesmuseum für Alltagskultur, letztere
alle in Detmold.
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Grundstock des Projektes sind bislang unveröffentlichte Vorarbeiten zu Häuserbüchern der Städte Bad Salzuflen, Detmold und Lemgo sowie die ganz Lippe umfassende Inschriftensammlung des
NHV-Arbeitskreises Genealogie. Das LippeHäuserWiki stützt sich auf zahlreiche serielle Quellen wie die Sal- und Grundbücher, das Urkataster, Brandkataster, Land-, Kopf- und Viehschatzlisten,
Volkszählungslisten sowie Adressbücher. Fallweise können Daten aus Kirchenbüchern, Eheprotokollen, Kolonats- und Häuserakten ergänzt werden, um nur einige weitere Quellengruppen zu nennen. Hinzu
kommen, soweit vorhanden, aktuelle und historische Fotografien, Zeichnungen und Pläne. Vorhandene Literatur von der Ortsgeschichte bis zur Einzeluntersuchung einer Hausstätte wird ebenfalls
erfasst und ausgewertet.
Die im Wiki erfassten Informationen dienen Ortsansässigen und Gästen, Hausbesitzer:innen und Kaufinteressent:innen, Verwaltung, Kommunalpolitik, Stadtplanung und Denkmalpflege, regionalen Medien
und Journalist:innen, historisch und genealogisch an Lippe Interessierten weltweit sowie Wissenschaftler:innen aus den Fachgebieten Geschichte, Historische Bauforschung, Kunstgeschichte,
Archäologie, Geographie u. a. Die geographische Gliederung des LippeHäuserWiki nach den heutigen Städten und Großgemeinden und innerhalb dieser nach den Ortsteilen, Straßen und Hausnummern
ermöglicht eine schnelle Orientierung.
Die einzelnen Hausartikel werden ergänzt durch je eine übersichtliche Infobox. Sie nennt die historischen Hausnummern und die geographischen Koordinaten, macht Angaben zum Alter der Stätte und
ihrer Gebäude sowie zu den Bewohner:innen und ihren Berufen. Um eine Vergleichbarkeit zu ermöglichen, werden hier die flächendeckend für Lippe vorliegenden Daten der Volkszählung von 1776 und der
Adressbücher von 1901 und 1926 verwendet, so dass sozialgeschichtlich relevante Informationen für drei Zeitschnitte bereitgestellt werden. Da die Infobox auf einer Datenbank basiert, ist auch
eine statistische Auswertung möglich.
Joachim Kleinmanns
Roland Linde
Heinrich Stiewe
- Februar 2024, AHF Mitteilungsblatt Nr. 103 -
Kolloqium zur Zukunft der Dendrochronologie in Deutschland
Astrid Obermann und Thomas Nitz (VDL)
Thomas Eißing, Universität Bamberg/KDWT101
Bad Münstereifel: Neue Erkenntnisse durch dendrochronologische Untersuchungen nach der Flut
Thomas Eißing, Universität Bamberg
Ulrike Schwarz M.A., LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
Hilfsaktion der IG Bauernhaus nach der Flutkatastrophe im Juli 2021
Julia Ricker, Geschäftsführerin der IgB
Kulturgutschutz und Bauforschung
Ulrich Klein
Der Kulturgüterschutz in der Schweiz
Heinz Pantli
Und der Kulturgüterschutz in Deutschland?
Ulrich Klein
Von Bottenbroich nach Lützerath. Eine Landschaft in Not
Anja Schmid-Engbrodt
Rhodt unter Rietburg (Südliche Weinstraße),
Weinstraße 71:
Eine Korrektur und neue Erkenntnisse
Klaus Freckmann, Berlin
Fachwerkbauten in der Region Eger – Die Bewahrung eines kulturellen
Erbes
Ein Brinksitzerhaus von 1600 (d) in Gersten (Landkreis
Emsland)
Dietrich Maschmeyer (Ems-Vechte-Stiftung)
Aufbau einer Eichenchronologie für
Nordostungarn
Andreas Best, Dipl. Physiker
Der Sebalder Pfarrhof in Nürnberg -
Vorbericht zu den Ergebnissen der sanierungsbegleitenden Bauforschung 2016
Tillman Kohnert
Ein spätromanischer Steinbau in
Lemgo
Heinrich Stiewe
Digitalisierungsprojekt „Ländliches Bauen in Bayern"
Ausgewählte Pläne und Fotos aus dem Bestand des Archivs für Hausforschung
Ein Backhaus von 1163(d) – ein früher Lübecker
Hausbefund
Rote Straße 25 in Göttingen
Ein Stockwerksbau von 1425(d)